Unterwegs mit (fremden) Enthusiast*innen

Mitspieler*innen finden

Die Chance ist hoch, dass du, wenn du das hier schon liest, ebenfalls Enthusiast*in bist, oder dich zumindest Escape-Room Fan schimpfst. Vielleicht hast du dann auch schonmal so richtig Lust verspürt einen Raum zu spielen, aber es war zeitlich für deine Freund*innen nicht machbar und ihr kamt nicht zusammen. Für solche Fälle kann man sich immer an andere Enthusiast*innen wenden, um mal zu hören, ob nicht irgendwer Lust hätte. Das Ganze funktioniert ja erstaunlicherweise noch immer am besten über Facebook. Die Escape-Community bedient sich hier also noch immer an einem aussterbenden, oder für jüngere Leute bereits ausgestorbenen Medium. Hier gibt es mehrere Gruppen, welchen man beiwohnen sollte, wenn man auf der Suche nach Empfehlungen und/oder Mitspieler*innen ist.

Escape Roomers und der Mann, der dahinter steckt

Eine Gruppe, welche vor allem im deutschsprachigen Raum vermutlich am bekanntesten ist, ist „Escape Roomers (DE)“. Der Gründer der Gruppe ist den meisten (deutschen) Enthusiast*innen wohl auch bekannt: Heiner. Der Mann mit über 1700 gespielten Escape-Games. Für die meisten unter uns ist diese Zahl irrsinnig und vermutlich bis zum Lebensende nicht zu erreichen. Wir 5 Tools liegen jeweils bei zwischen 96 und 172 Spielen was schon wirklich viel ist, wenn man anderen Freund*innen davon erzählt. Und das ist gerade einmal ein Zehntel von Heiners Liste. Oft ist es natürlich auch eine Kosten-Frage, aber bei so vielen Spielen natürlich auch eine Frage der Zeit. Wenn man 1700 Spiele nimmt, welche im Schnitt wahrscheinlich an die 75 Minuten gehen (Natürlich viele 60 Minuten Spiele dabei, aber sicherlich auch einige mit 90 und wenn man nach Athen schielt, wohl auch mal 3 Stunden oder mehr), dann kommt man auf ca. 88 TAGE durchgängige Spieldauer… Wie ist das überhaupt machbar? Na klar, durch viele Wochenenden mit möglichst wenig Unterbrechung und vielen Spielen hintereinander. Da ist es wohl normal, auch mal 9 Spiele an einem Tag zu spielen.

Fragen über Fragen

Ich durfte dem auch bereits ein paar Mal beiwohnen und habe einmal an einem Wochenende für 2 Tage mitgemacht. Bzw. leider nur 1 ½ Tage, da der 2. Tag mir zeitlich wieder nicht komplett reinpasste. An diesen 2 Tagen durfte ich 12 Spiele miterleben – danach habe ich mir selbst ein paar Fragen gestellt:

  1. War das viel?
  2. War es zu viel?
  3. Würde ich es so oft machen wollen?
  4. Ist Heiner verrückt?

Ein Tag als Vielspieler*in

Ja, es war definitiv viel. Um das besser zu beschreiben, erläutere ich erst einmal den Tagesablauf:

Wir schreiben Freitag, den 13.:
07:30 Uhr Abfahrt von Zuhause
09:00 Uhr Ankunft Dortmund Hbf à Einsammeln von Heiner
10:30 Uhr Ankunft beim ersten Anbieter und ein wenig Schnacken mit
                   anschließendem 1. Spiel
12:00 Uhr Kurze Kaffeepause (überraschend ruhiger Beginn)
13:00 Uhr Ankunft nächster Anbieter, auch hier wieder ein wenig Schnacken
                   und Start des 2. Spiels
14:50 Uhr 3. – 5. Spiel bei einem Anbieter und Aufbruch zum nächsten Anbieter
19:30 Uhr Start der Spiele 6 + 7
22:00 Uhr Abfahrt nach Hause
23:30 Uhr Schlafen gehen

Samstag, der 14.
12:30 Uhr Abfahrt von Zuhause
14:00 Uhr 1. Spiel
15:30 Uhr Abfahrt zum nächsten Spiel
16:00 Uhr 2. + 3. Spiel
18:30 Uhr Fahrt zum nächsten Anbieter
19:30 Uhr 4.-5. Spiel
23:00 Uhr Ankunft Zuhause

Zwischen den Spielen war zwar hier und da mal etwas Zeit, um mit manchen der Anbieter zu quatschen, aber abgesehen von 2 Ausnahmen begrenzte sich das doch auf ein paar Minuten.
Zeit zum Essen zwischendurch war auch etwas knapp – für mich an diesen Tagen nicht schlimm, da ich ohnehin auf Diät war 😀
Insgesamt fühlte sich das ganze aber doch ein wenig an, wie ein Abarbeiten der einzelnen Räume/Anbieter. Zudem muss man noch sagen, dass es eine Tour in NRW war und ich auch aus NRW komme. Daher war der Fahrtweg zumindest nicht allzu lang. Trotzdem war ich rund 26 Stunden an 2 Tagen unterwegs – das schlaucht doch schon. Um die 1. Frage also zu beantworten: Definitiv JA!

Ja klar, äh nein, ich mein jein

Zur 2. Frage, ob es sogar zu viel war, hätte ich nach der Runde noch mit einem „jein“ geantwortet. Es war wirklich viel, hat aber auch viel Spaß gemacht, die Spiele waren alle nichts außergewöhnliches, aber zumindest waren keine wirklich schlechten Spiele dabei.

Also hatte ich mich danach – kommen wir hiermit zur 3. Frage – auch nochmal entschlossen mich Heiner anzuschließen. Diesmal allerdings im schönen Baden-Württemberg, was für mich 4 ½ Stunden Fahrt pro Strecke bedeutete. Ich war also letztes Wochenende für „nur“ 4 ½ Spiele insgesamt ca. 14 Stunden unterwegs. Das war definitiv zu viel. Wären es Spiele gewesen, welche mich verblüfft hätten, oder außergewöhnlich gewesen wären, dann hätte sich das schon gelohnt. Aber es waren allesamt Spiele, welche ich mir auch – fies gesagt – hätte schenken können.

Die 3. Frage würde ich also so beantworten: Nur um alle Spiele in einem Umkreis gespielt zu haben, würde ich nicht so viel Zeit und Geld aufwenden.

Verwöhntes Gör

Mehr und mehr habe ich das Gefühl „verwöhnt“ zu sein, was gute Escape-Games angeht. So groß auch meine Liebe zu 1.0er Spielen war, habe ich langsam den Eindruck, dass ich mehr „brauche“. Und ich merke auch, dass ich bei neuen Spielen innerlich leicht enttäuscht bin, wenn ich sehe, dass keine Schauspieler mit von der Partie sind. Ich drifte langsam, aber sicher in die Schiene, eher die Experience zu suchen als die ganz normalen Rätselräume. Und ich fühle mich schlecht dabei. Einfach aus dem Grund, weil ich so vernarrt in meinen ersten gespielten Raum war, sogar selbst schon eigene kleine Escaperooms für Freunde und Mitarbeiter kreiert habe, welche allesamt 1.0er Spiele waren. Ich vermisse es, allein von tollen Rätseln geflasht zu sein.

Qualität vor Quantität

Für mich persönlich hat sich also herausgestellt, dass es nichts für mich ist, Massen an Escape-Games zu spielen, ohne Rücksicht darauf, ob es wirklich gute Spiele sein könnten oder nicht. Ich habe also tatsächlich für mich entschieden, in Zukunft doch wieder auf Qualität anstatt Quantität zu gehen. Vielleicht kommt dann auch der Spaß an dem Ganzen wieder.

Respekt!

Heiner hat am letzten Wochenende seinen 1750. Raum gespielt – Respekt Heiner! Dafür, dass du noch immer so viel Ausdauer und Spaß daran hast. Um also mit der Antwort auf die 4. Frage diesen Beitrag abzuschließen: Heiner ist definitiv verrückt! 😊

Schreibe einen Kommentar