Die Liebe zu 1.0er Räumen

Auch Escape Rooms entwickeln sich stetig weiter und so werden aus haptischen immer mehr technische Rätsel, die die Spielenden begeistern. Auch wenn wir die Entwicklung begrüßen, haben Schlüssel- und Codeschlösser noch einen ganz besonderen Platz in unseren Herzen.

*Klick* und das erste Schloss (es war ein Handschellenschloss) in meinem ersten Escape Room ging auf. Kaum vorzustellen, dass ich durch diesen Raum meinen ersten richtigen Job, die Liebe für Escape Rooms und vier meiner zukünftigen besten Freund*innen finden würde. 

Es ist 2018 und ich kam auf die Idee mit meinen Freunden mal einen dieser Escape Rooms zu spielen. Ich entschied mich bei AdventureRooms in Köln für das Spiel “Black Queen“, weil wir das zu zwölft spielen konnten und es auch für Einsteiger*innen geeignet war. Angekommen waren wir alle sehr gespannt und lauschten unserer Game Masterin bei ihrer sehr klassischen Erklärung. Auch das Spiel selbst war ein Paradebeispiel für einen 1.0er Raum, also ein Spiel, in dem die Rätsel Schlüssel oder Codes für verschiedene Schlösser preisgeben, wenn sie richtig gelöst wurden. Das heißt, es gibt keine oder kaum Mechanismen, bei denen etwas automatisch aufgeht oder sich verändert.

Ich hatte bei dem Spiel so viel Spaß, dass ich mich dazu entschied, mich dort als Game Masterin zu bewerben. Erst als ich dort anfing und lernte, das Spiel zu leiten, wurde mir klar, wie „doof“ wir tatsächlich beim Lösen der der Rätsel gewesen sind. Daher hoffte ich, in Zukunft mehr spielen zu können und besser zu werden.

Bei dem Job lernte ich Hammer, Kleber, Nagel und Wasserwaage kennen und bei unserem ersten gemeinsamen Teamevent besuchten wir einen Escape Room Anbieter aus Köln. Da wir zu viele Leute für einen Raum waren, teilten wir uns auf und wir fünf kamen zusammen in ein Team. Wir merkten schnell, dass wir eine gute Dynamik hatten und uns mit verschiedenen Stärken unterstützen konnten. Also entscheiden wir uns nach diesem Abend dazu, auch privat weitere Räume zu spielen.

2018 – Einer unserer ersten Räume, den wir gemeinsam gespielt haben.

Durch unseren Job und unser neues gemeinsames Hobby wuchsen wir immer mehr zusammen und tauschten uns nach jedem Spiel voller Euphorie aus. Mich konnte ein Spiel, zu dem Zeitpunkt, schon damit begeistern wenn es neben klassischen Schlüssel- und Codeschlössern auch andere Schlösser mit eingebaut hatte. Besonders Richtungsschlösser hatten es mir angetan und ich freue mich auch heute noch über jedes, das ich finden kann.

Mittlerweile legen die meisten Spielenden und auch die Anbieter immer mehr Wert auf ein ausgeklügeltes Technikdesign, bei welchem es keine Schlösser mehr gibt und auch keine Bildschirme oder Kabel zu sehen sind.

Als wir anfingen zusammen zu spielen, blieben wir im Bereich von Köln, Bonn und Umgebung, wo es zu dieser Zeit noch viele Franchise-Anbieter gab. Diese setzten oft auf die klassischen Spiele und blieben bei ihren ursprünglichen Konzepten. Trotzdem machten uns die Spiele Spaß und das Gefühl, ein Schloss mit dem richtig erspielten Code zu öffnen, machte uns Lust auf mehr. Wir stiegen immer mehr in die Community ein und bekamen von neuen innovativen Räumen mit, die ganz ohne Schlösser auskommen würden. Mich machte das Ganze etwas stutzig, denn waren Schlösser nicht das, was die Erfolgsmomente eines Spiels ausmachten?

Wir wollten uns natürlich trotzdem selbst überzeugen und begaben uns das erste Mal zusammen ins Ausland. Es ging nach Amsterdam. Dort wollten wir „The Vault“ spielen, ein Spiel mit Schauspielelementen und einer künstlichen Intelligenz. Also unsere erste „Escape Room Experience“, welche sich im Laufe der Zeit auch in Deutschland immer mehr verbreiten würden.

2019 – Bei Sherlocked in Amsterdam nach „The Vault“

Das Spiel konnte uns vollends überzeugen und im Wahn buchten wir spontan noch „Amsterdam Catacombs“. Dazu gibt es auch schon eine Review, die gibt es hier zum nachlesen.

Wir spielten immer mehr und so konnten wir uns einen guten Überblick über Spiel-Design und Rätsel-Aufbau machen. Wir entwickelten langsam ein Gespür dafür, in welche Richtung verschiedene Rätsel gehen würden und wie man sie am besten löste. Dabei fiel auf, dass in den neuen technischeren Räumen die Rätsel oft ähnlich gestaltet waren. Man musste irgendwas suchen, das dann an einem passenden Ort einsetzen und weiter gehts. Natürlich war das nicht immer alles und einige Rätsel waren trotzdem noch mehrstufig, doch uns fiel auf, dass die Qualität, bzw. die Schwierigkeit der Rätsel mit der technischen Entwicklung nachließ. Besonders für uns war das am Anfang noch etwas unerfreulich, weil für uns die Rätsel nach wie vor von großer Bedeutung sind. Ob der Raum jetzt stimmig dekoriert war, Kabel zu sehen waren oder Anweisungen in laminierten Zetteln im Raum herumlagen, störte uns weniger. Solange die Rätsel gut durchdacht und stimmig waren, waren wir zufrieden.

Im Laufe der Zeit merkten wir jedoch auch, dass die Entwicklung der Escape Rooms, besonders im Ausland, eine immer höhere Geschwindigkeit annahm. Wir wurden auch im Bezug auf die Raumgestaltung, die Immersion und Verbindung von Story und Rätseln etwas sensibler und uns fielen mehr Unstimmigkeiten auf. Besonders in älteren Räumen, die nicht überarbeitet wurden oder nach dem alten Schlüssel-Schloss-Prinzip gebaut waren, störten uns nach und nach mehr Sachen. Wir merkten, dass z.B. Bildschirme oft fehl am Platz waren oder, dass undekorierte Räume oft kalt und lieblos wirkten. Trotzdem waren in solchen Räumen oft noch ziemlich knifflige Rätsel versteckt, die uns überzeugen konnten. Auch der allgemeine Fokus scheint in diesem Räumen mehr auf den Rätseln zu liegen, als in Räumen, die möglichst viele automatisierte Mechanismen haben.

Auch wenn der Trend immer mehr zu den „Escape Experiencen“ tendiert, freue ich mich immer, zwischendurch einen 1.0er Raum zu spielen. Oft erwartet man von solchen Spielen nämlich nicht so viel, weshalb sie einen am besten überraschen können. Auch muss es für mich nicht immer eine ausgeklügelte Story und eine von Bühnenbildner*innen gebaute Kulisse geben. Solange mich die Rätsel überzeugen können, bin ich glücklich. Klar können auch Aussehen und Atmosphäre einen starken Eindruck hinterlassen, trotzdem macht mir ein ganz klassisches Spiel, mit dem typischen einstudierten Intro und dem Öffnen von Schlössern noch immer eine Menge Spaß! Ob das daran liegt, dass sich unsere Gruppe bei eben solch einem Anbieter gefunden hat und ich einfach etwas nostalgisch bin? Egal woran es letztendlich liegt, 1.0er Räume werden immer einen ganz besonderen Platz in meinem Escape Room Herzen haben.

2022 – Bei unserm Berlin-Trip

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