Reviews um jeden Preis?

Nun standen wir aber vor der Frage, wie wir aus Blogger*innen Sicht mit der Situation umgehen sollten. Eine reguläre Review zu schreiben, erschien uns unfair, schließlich war unsere Spielerfahrung absolut nicht stellvertretend und eine objektive Betrachtung schwer möglich.

Wie Fehler in Games uns nun doppelt vor eine Herausforderung stellen.

Wir spielen viele Escape Games. Klar, es ist unser Hobby und irgendwie auch unsere Leidenschaft. Unser Herz hängt an der Branche und ich wage zu behaupten, dass es den meisten, die diesen Text und unseren Blog lesen, genauso geht. Neben dem absolut spannenden Rätselaspekt, haben gute Escape Games auch die Eigenschaft uns für den Zeitraum des Spielens in eine andere Welt zu transportieren. Ich finde es vergleichbar mit dem Gefühl, welches ein Kinobesuch bei mir auslöst. Sobald man das Kino verlässt, fühlt man sich, als wäre man wieder in der „richtigen Welt“ angekommen. Vielleicht braucht man auch einen kleinen Moment, um dort wieder richtig anwesend zu sein. Und genauso verhält es sich bei einem guten Escape Game Erlebnis. Nur haben wir hier, als Spieler*innen, die Möglichkeit mit der Umgebung zu interagieren und so kommt es mitunter zu einer ganz eigenen Dynamik. Wir sind in unserem Element: schwärmen aus, kleine Grüppchen finden sich an verschiedenen Rätseln zusammen, Informationsketten werden gebildet und jedes Detail genaustens untersucht. Bis wir am Ziel sind. Im Idealfall verlassen wir den Anbieter dann glücklich und zufrieden, tauschen uns über unsere Erfahrung aus und sprechen über Letdowns und Highlights. Doch dies ist – gerade für Vielspieler*innen – nicht immer der Fall. Manchmal liegt das an unserem eigenen Unvermögen, manchmal war das Spiel schlicht und ergreifend nicht gut oder das Thema konnte uns nicht begeistern. Ab und zu – und das kommt wirklich selten vor – treten Fehler aber auch auf. Fehler, die dafür sorgen können, dass ein ganzes Spielerlebnis einen frustrierenden Turn nimmt. Darüber möchte ich heute sprechen.

Zuallererst: Oft ist daran niemand schuld. Und selbst wenn doch, Fehler kommen vor und sind natürlich absolut nichts Schlimmes. Offensichtlich will ich mich nicht darüber beschweren, irgendwas kritisieren und am wenigsten irgendwelche Verantwortlichen an den Pranger stellen. Ich möchte hier eher darüber sprechen, was das mit dem Spielerlebnis und allen Beteiligten macht, wie man damit am besten umgeht und zur Debatte stellen, wie man sich als Reviewer*in in solch einem Fall am besten verhält. Gerade der letzte Punkt mag hier sehr nieschich erscheinen, aber diese Frage haben wir uns selbst gestellt und sind dementsprechend interessiert an Anregungen aus der Szene.

Unabhängig davon stellte es uns vor ein Problem: sollten wir darüber eine Review schreiben? Und wenn ja: wären wir dazu in der Lage es fair zu bewerten?

Worum genau geht es also? Was ist der Grund für diesen Text? Vor wenigen Monaten waren wir bei Key’n’Free in Dortmund, um deren neues Spiel „Der letzte Planet“ zu spielen. Gerade optisch sah der Raum sehr vielversprechend aus und erfüllte – nein übertraf – dahingehend sogar alle unsere Erwartungen. Leider führte eine Reihe von Fehlern, die gerade bei einem so neuen Spiel einfach passieren, zu einem eher mäßigen Spielerlebnis. Neben einer dicken Entschuldigung wurden wir auch großzügig in Form eines Gutscheins entschädigt. Als ehemalige Gamemaster*innen kennen wir das Gefühl als Spielleiter*in in diesen Momenten sehr gut und dementsprechend gibt es hier absolut kein böses Blut. Ich würde das Spiel sogar empfehlen wollen. Es hat definitiv das Potential ein Top Spiel in NRW zu sein. Unabhängig davon stellte es uns vor ein Problem: sollten wir darüber eine Review schreiben? Und wenn ja: wären wir dazu in der Lage es fair zu bewerten?

Ich möchte die Fehler hier aus Spoiler Gründen nicht näher beschreiben, aber neben einem nicht richtig funktionierenden Rätsel, gab es Probleme mit dem gewählten Kommunikationsmittel. Die Kombination daraus war leider tödlich für den Spielfluss. Bei uns sorgte es für Frustration und resultierte irgendwann in Ideenlosigkeit, obwohl wir den richtigen Lösungsweg eigentlich schon längst gefunden hatten. Leider ohne das eigentlich folgende Resultat. Was auf der anderen Seite los war kann ich natürlich nur vermuten. Aber eins weiß ich: es gibt wenige Dinge, die so unangenehm für die Spielleitung sind, wie in Spiel zu gehen und dem Team, was ordentlich Geld hingelegt hat, zu sagen, dass ein Fehler aufgetreten ist. Vor allem mit der Sorge hier auf Unverständnis seitens der Spieler*innen zu treffen. Und man stelle sich nun vor, dass beide Seiten nicht miteinander kommunizieren können, ohne zu wissen, dass die Kommunikation nicht funktioniert. Ein schwieriger Multiplikator. Am Ende gilt aber: Fehler passieren und in dem Moment lässt sich das nicht ändern. Wir versuchen nie von einem Fehler auszugehen und versuchen im Zweifel unseren Lösungsweg immer wieder zu überdenken. Meistens ist das auch die Lösung. Und wenn doch mal ein Fehler vorliegt, bleibt fair und nehmt die Situation wie sie ist. In der Regel kann man danach ohne Probleme weiterspielen. Es wäre natürlich gelogen, dass dies unsere Stimmung nicht beeinflussen würde. Ein Entgegenkommen vom Anbieter schadet hier natürlich auch nicht. Eine Ideallösung gibt es nicht. Das Spiel kann nicht wiederholt werden und eine vollständige Rückerstattung wäre auch keine angebrachte Erwartung oder Maßnahme. Also abhaken, weitermachen und wenn beide Seiten respektvoll geblieben sind, lohnt es sich auch nicht nachhaltigen Groll zu hegen. Letztendlich sitzen wir doch alle im selben Boot.

Trotz all der Fairness und unseres Verständnisses, hinterlässt so ein Erlebnis natürlich keinen befriedigenden Eindruck und es wäre falsch das zu leugnen. Verlassen wir einen Anbieter nach so einer Situation, können wir zwar positiv darüber sprechen, wie der Anbieter die Situation gehandled hat, eine tatsächliche Beurteilung des Spiels ist allerdings schwierig. Normalerweise tauschen wir uns zu diesem Zeitpunkt darüber aus, was uns besonders gefallen hat, welche Rätsel wir cool fanden und wie wir unsere Performance einordnen. In diesem konkreten Fall ist die Stimmung aber natürlich getrübt und lässt eine tatsächliche Nachbesprechung gar nicht so richtig zu.

Eine schlechte Review über ein potenziell gutes Spiel schreiben, scheint nicht fair. Eine positive Review zu schreiben, ohne eine tatsächlich positive Erfahrung gehabt zu haben, nicht ehrlich.

Nun standen wir aber vor der Frage, wie wir aus Blogger*innen Sicht mit der Situation umgehen sollten. Eine reguläre Review zu schreiben, erschien uns unfair, schließlich war unsere Spielerfahrung absolut nicht stellvertretend und eine objektive Betrachtung schwer möglich. Eine schlechte Review über ein potenziell gutes Spiel schreiben, scheint nicht fair. Eine positive Review zu schreiben, ohne eine tatsächlich positive Erfahrung gehabt zu haben, nicht ehrlich. Und obwohl unser Blog natürlich subjektive und individuelle Sichtweisen abbildet, so haben wir doch den Anspruch, in gewisser Weise objektive Reviews zu schreiben, die anderen bei der Suche nach dem nächsten Game helfen können. Wir entschieden uns die Situation zu nutzen. Sie zu erklären, von einem Positivbeispiel zu berichten, und unsere Gedankengänge nach außen zu tragen, um so einen Austausch anzuregen. Also liebe Enthusiast*innen, Blogger*innen und vielleicht sogar Inhaber*innen: Wie handhabt ihr so einen Fall? Was erscheint euch die sinnvolle Lösung zu sein oder was würde euch in dieser Situation am meisten helfen? Lasst uns gerne einen Kommentar (siehe unten), eine Instagram Nachricht (@tools2escape) oder eine E-Mail (info@tools2escape.com) da. Wir freuen uns auf jede Art von Input!

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