Alte Wirkungsstätte und Nostalgie

Dies trifft bei der Geschichte die ich heute erzählen möchte nur eingeschränkt zu, und trotzdem kann ich nicht sagen, dass das Gefühl von Rückkehr weniger ausgeprägt gewesen wäre.

Nostalgie erleben wir auf verschiedenste Weise: Lieder, alte Filme, Fotos oder Freund*innen „von Früher“ werfen uns zurück in alte Zeiten und lassen uns in Erinnerungen schwelgen. Wir erinnern uns an gute Momente und blicken vielleicht auch etwas wehmütig auf diese zurück. Ganz besonders trifft das auf die Rückkehr an alte Wirkungsstätten zu, die man einst wie die eigene Westentasche kannte.

Bei der Geschichte die ich heute erzählen möchte, trifft dies nur eingeschränkt zu, und trotzdem kann ich nicht sagen, dass das Gefühl von Rückkehr weniger ausgeprägt gewesen wäre.

Frühjahr 2018: Ein bisschen aufgeregt und gleichzeitig ein bisschen unsicher darüber was mich erwartet, bin ich auf dem Weg zu Adventurerooms in Köln. Mit mir unterwegs: meine Schwester und meine beiden Cousins. Zu Weihnachten hatten wir von unserer Familie einen Gutschein für einen Escape Room geschenkt bekommen. Klar, gehört davon hatten alle von uns schon einmal, genaue Vorstellungen hatte niemand. Wie es der Zufall so will hatte ich wenige Wochen zuvor noch eine „die drei ???“ Episode gehört, in der Justus Jonas und seine Kollegen von einem Escape Room auf die Prüfung gestellt wurden. Ich war also entsprechend bereit mich der Herausforderung zu stellen. Nur wenige Wochen später bin ich erneut auf dem Weg zu Adventurerooms. Diesmal aus einem anderen Grund: ein Bewerbungsgespräch. Der Escape Room hatte Eindruck bei mir hinterlassen und dementsprechend hoffnungsvoll war ich, hier einen spannenden Nebenjob zu ergattern. Was daraus einmal werden sollte, hätte ich hier noch nicht ansatzweise erahnen können.

Oktober 2019: Ich habe meinen Entschluss gefasst. Ende des nächsten Monats würde meine Zeit bei Adventurerooms enden. Zu unsicher und variabel waren das Gehalt und die Arbeitszeit am Ende gewesen. Aber ich blickte zurück auf eine tolle Zeit. Kurz nach meinem Bewerbungsgespräch war ich, zusammen mit meinen zwei Mitbewerberinnen eingestellt worden und hatte nun über anderthalb Jahre hier gearbeitet. Die anfänglichen Unsicherheiten im Kundenkontakt hatten sich in Luft aufgelöst uns unsere drei Games hätte ich mit verbundenen Augen lösen, und wieder aufräumen können. Ich hatte meine ersten Schritte in die Welt der Escape-Room Welt gemacht, mich durch Jugesell*innen-Abschiede und Kindergeburtstage gekämpft, Weltstars in Empfang genommen, Tränen geweint, Tränen gelacht, und in all dem Trubel Menschen kennengelernt die meine besten Freund*innen werden sollten. Jetzt sollte diese Zeit enden, aber sie hatte mein Leben trotzdem nachhaltig beeinflusst.

Fast Forward (März 2022): Ich bin wieder auf dem Weg zu Adventurerooms. Diesmal aus einem anderen Grund. Nicht in Köln sondern in Hamburg. Hammer und Holz sind bei mir. Die anderen beiden hatten wir zuvor in der neuen Flora abgesetzt, ein Musical wartete auf sie und ich bin sicher, dass sie unsere Vorfreude trotz der physischen Entfernung spüren konnten. Das „Schweizer Original“ stand auf unserer Liste. Weniger als exzellenter Escape Room, sondern mehr als Legende, auf welche wir seit unserer Zeit als Gamemaster*innen und Storemanager voller Vorfreunde und auch mit ein bisschen Ehrfurcht blickten. Nun standen wir also hier, aufgeregt wie bei unseren ersten Escape Room Erfahrungen. Nur diesmal mit 70+ Spielen im Rücken und einem Rucksack voller Erinnerungen.

Unser Besuch verlief, wie er besser hätte kaum laufen können. Zunächst unterschrieben wir das Formular, welches wir damals selbst hundertfach ausgeteilt und eingesammelt hatten. Unsere Gamemasterin Maike gab uns ein Adventureroom Intro wie aus dem Lehrbuch und ich bin sicher, dass wir jeden Satz hätten mitsprechen können. Wenn ich die anderen beiden anschaute, war ich mir sicher, dass sie unter ihren Masken genauso grinsen mussten wie ich. Wenig später wurden wir eingesperrt. Auf die selbe Art und Weise wie wir Jahre zuvor mal mehr, mal weniger aufgeregte Gruppen eingesperrt hatten. Und dann waren wir in unserem Element. Etwa 30 Minuten später standen wir wieder im Flur. Hinter uns lagen zig geöffnete Schlösser, ein technischer Defekt und eine große Menge an Rätseln, mit ein paar wenigen Ähnlichkeiten an die Räume die wir einst Woche für Woche geleitet und aufgeräumt hatten. Jeder Schlüssel, jedes Zahlenschloss und jeder noch so kleine Fehler im Spiel war Musik in unseren Ohren. Und auch der technische Defekt, welchen die Gamemasterin eigenhändig beheben musste, war genau das, was wir uns gewünscht hatten.

Und dann standen wir wieder draußen. Im dunklen und windigen Büroviertel von Hammerbrook. Aufgeregt und glücklich verschwanden wir in die nächste Querstraße. Unsere Lacher und Gespräche über das eben Geschehene hallten durch die Leere der verwaisten Straßen. Und so endete sie: unsere Rückkehr an die alte Wirkungsstätte.

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