Go West – The Room

Unsere Aufgaben erschienen uns innerhalb der Geschichte immer sinnvoll und hilfreich. Im Laufe des Games weicht das ein wenig auf und wird etwas grotesker und im besten Sinne “bescheuert”.

Quickfacts

🏆 Bewertung DE:

6.6/10

🌍 Bewertung GL:

5.7/10

😈 Schwierigkeit:

1/5

👻 Scare-Faktor:

0/5

💰 Preisklasse:

3/3

📆 Zeitpunkt:

Oktober ’22

📍 Ort:

Berlin, Deutschland

🤹‍♂️ Spieler*innen:

Hammer, Holz, Kleber, Nagel, Wasserwaage

blinkende Lichter, enge Räume, laute Geräusche

HammerHolzKleberNagelWasserwaage
DE666.577.5
GL5.55.55.55.56.5

Unsere Aufgaben erschienen uns innerhalb der Geschichte immer sinnvoll und hilfreich. Im Laufe des Games weicht das ein wenig auf und wird etwas grotesker und im besten Sinne “bescheuert”.

Nagel

Location & Gamemaster*in

Anfang Oktober dieses Jahres (2022) war es endlich soweit: wir hatten es nach Berlin zu “The Room” geschafft. Und auch wenn “Geisterjäger Brandon Darkmoor” über allem zu schweben schien: wenn wir schonmal da waren, konnten wir auch alle vier Games spielen. Wir fanden uns also das erste Mal in der Location von The Room wieder. Das Gebäude machte von außen den Eindruck eines recht typischen, aber modernen Gewerbekomplexes und war von einigen Wohnhäusern und zwei Supermärkten eingerahmt. Parkmöglichkeiten sollten in der Nähe zu finden sein, aber auch mit der Bahn stellte die Anreise kein großes Problem dar. Knappe zwanzig Minuten Bahnfahrt vom Berliner Hauptbahnhof und einen kurzen Fußweg hatten wir schnell hinter uns gebracht. Im Inneren fanden wir einen gut eingerichteten, gemütlichen Wartebereich vor und machten es uns mit ein paar Getränken bequem. Nach kurzer Wartezeit gab es eine recht klassische Einführung in die Spielmechaniken und -regeln. Dabei kam leider die Krux eines kleinen Introbereichs zu Tage: andere Gruppen kamen zur gleichen Zeit an, andere waren gerade fertig und bezahlten schon. Die dadurch entstehende Soundkulisse erschwerte das Zuhören leider immer wieder. Eine Lösung wäre zum Beispiel, das Intro im selben Raum abzuhalten, in dem auch die Story des Games erzählt wurde. Hier war die (Sound-)Kulisse deutlich angenehmer und auch schon thematisch ans Spiel angeglichen. Auch der dunkle Flur zu ebendiesem Raum baute direkt Spannung auf und war trotz seines unauffälligen Designs sehr stimmungsvoll. Die “Zeitreise-Funktion” der vorangegangenen Treppe wäre für die Immersion hierbei nicht nötig gewesen. Man könnte vielleicht anmerken, dass die Einführung von einer anderen Person als die tatsächliche Leitung des Spiels durchgeführt wurde. Das ist immer etwas komisch, stellte während des Spielens aber kein Problem dar. Wir hatten vorher vereinbart, nur auf Nachfrage oder mit unserem Einverständnis Tipps zu erhalten, und das klappte super. Auch die Fotogelegenheiten nach Abschluss des Spiels waren gut gewählt, wurden überdurchschnittlich professionell ausgeleuchtet und geschossen. Zusammen mit dem Rahmen im Filmplakat-Look und einem farblich passenden Filter eine wirklich tolle Erinnerung!

Story & Atmosphäre

An einem gut gewählten, chaotischen Silvesterabend der späten 1980er Jahre hatten wir uns in einer Ost-Berliner Wohnung eingefunden, um die Grenze zu durchqueren und in den Westen Berlins zu flüchten. Die Wohnung war verwanzt worden und wurde von Kameras überwacht, es galt also diese zu deaktivieren und den Fluchtweg zu finden, bevor die Sicherheitskräfte der DDR intervenieren würden. 

Die Wohnung schien uns für die entsprechende Ära passend eingerichtet. Sie erinnerte zwar durchaus an einschlägige “rustikal eingerichtete Büro Spiele“, aber wirkte akribisch zusammengestellt, wenig willkürlich und bot ein paar Highlight Gegenstände. Eine ausgefallenere Einrichtung hätte historisch auch einfach keinen Sinn ergeben. Auf der West-Berliner Seite wurde es alles vielleicht ein klein wenig eng für eine Gruppe von fünf Personen, ich empfehle hier also eine kleinere Gruppengröße von 3-4 Personen. Die West-Berliner Seite war – ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen – ein Paradies aus Referenzen und Anlehnungen für den gepflegten Popkultur-Nerd und absolut authentisch eingerichtet. Der tatsächliche Akt der Flucht fühlte sich authentisch an, ohne dass ich an dieser Stelle das Leid, Risiko und den Mut der Geflüchteten aus der DDR relativieren will. Hier geht es mir lediglich um die rein auf spielerischer Ebene aufgebaute Immersion. Ebenfalls ein Highlight: die Einrichtung und die gefundene Verbindung von “Ost- und West-Berlin”, waren durch einen klaren optischen Unterschied markiert und hoben sich auch durch den grundsätzlichen Vibe deutlich voneinander ab. Besonders für das Alter des Spiels hat “The Room” hier mit guter Pflege und kontinuierlichen kleinen Updates ein wirklich authentisches Gesamtbild geschaffen.

Rätsel

Bei “Go West” handelt es sich um ein sehr klassisches Escape Game und dementsprechend erwarteten uns viele Schlösser, Schlüssel und Zahlencodes. Aber auch das erfüllt in regelmäßigen Abständen unser Enthusiast*innen-Herz. So durchwühlten wir Schränke, Schubladen und Bücherregale auf der Suche nach Hinweisen. Diese akribische Suche war definitiv von Nöten, fühlte sich aber zu keinem Zeitpunkt frustrierend an und ließ alle Spieler*innen am Spiel teilhaben. Das nächste Rätsel war nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, aber sie waren allesamt recht simpel zu lösen. Die Lösungen waren immer klar herzuleiten, eindeutig ablesbar und gedanklich nie sehr weit “out of the box”. So fühlte sich alles sehr flüssig an und ließ uns auch in kleinen Momenten der Ahnungslosigkeit nie hoffnungslos zurück. Außerdem boten sie ein gewisses Level an Abwechslung und waren gut in die Kulisse und Thematik des Spiels integriert. Unsere Aufgaben erschienen uns innerhalb der Geschichte immer sinnvoll und hilfreich. Im Laufe des Games weicht das ein wenig auf und wird etwas grotesker und im besten Sinne “bescheuert”. Wer also gerne ganze Wohnungen auf den Kopf stellt, das Gefühl eines sich öffnenden Schlosses liebt und am Ende des Spiels sagen will “das hat einfach Bock gemacht”, der wird hier definitiv nicht enttäuscht werden.


Fazit

“The Room” weiß schon seit einigen Jahren, wie man gute Escape Games baut und das beweist dieses acht Jahre alte Spiel durchaus. Eine passende Kulisse, ein spannendes und gerade für Berlin prädestiniertes Thema, sowie solide Rätsel machen “Go West” zu einem rundum guten Escape Room. Neue Maßstäbe werden hier nicht gesetzt, aber das haben wir auch nicht erwartet. Sicherlich nicht für alle Spieler*innen ein Highlight, aber mir und auch allen anderen von uns, hat es mit unterschiedlichen Abstrichen viel Spaß bereitet. Man muss sicherlich nicht für “Go West” nach Berlin fahren, aber wer sowieso einen Trip geplant hat, gerade eh schon da ist oder nach einem Game mit deutscher Historie und einem kleinen Tropfen Humor sucht, der wird hier definitiv seinen Spaß haben und sollte “Go West” auf jeden Fall eine Chance geben. Von mir gibt es eine klare Empfehlung!

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